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Das Wort zum Tag der Einheit - Öffentliche Finanzierung unseres Kirchentages





Was hat die deutsche Einheit uns Pastafari gebracht? Eine schwierig zu beantwortende Frage, denn vor der Einheit gab es uns ja so noch nicht. Auch wenn es rein spekulativ bleibt, wir müssen überlegen, wie es uns wohl in der DDR gegangen wäre. Ähnlich wie den christlichen Kirchen? Denen hat auch der SED-Staat mit jährlichen Millionenüberweisungen aus dem Staatshaushalt die Existenz versüßt, denen hat auch der Arbeiter- und Bauernstaat Sonderrechte eingeräumt.

Wären wir zu bestimmten Zeiten, so Wiki, wie die Christen verfolgt worden? Dazu kommentiere ich einfach die entsprechenden Beispiele aus der Onlineenzyklopädie:
 

Bestimmte berufliche Karrieren, vorwiegend im Staatsdienst oder in leitenden Funktionen, waren Christen bzw. Mitgliedern einer Kirche weitgehend verschlossen. In anderen Bereichen wie der Post oder der Deutschen Reichsbahn waren sie erheblichem Druck ausgesetzt.

Das galt nicht nur für Christen, sondern für alle, die nicht in der SED waren. In Einzelfällen war auch eine Blockpartei ausreichend. 

- Jugendlichen konnte von Schulen und Ausbildungsstätten mit Nichtzulassung zur Erweiterten Oberschule oder zum Studium gedroht werden, wenn sie den Kontakt zur Kirche nicht aufgäben. 

Dafür kenne ich selbst ein Beispiel. Allerdings wurde Jugendlichen auch wegen anderer Sachen gedroht, diese Zulassung zu verweigern. Das galt immer, wenn man etwas machte, was dem Staat nicht genehm war. Dafür kenne ich genug Beispiele.

- Kirchlich aktive Personen und kirchliche Mitarbeiter wurden häufig von der Stasi überwacht und zum Teil durch gezielte, auch informelle Maßnahmen unter Druck gesetzt. Besonders beliebt war es, missliebige Geistliche in der Kirche zu diskreditieren und durch die Kirche disziplinieren zu lassen. Auch gelang es der Stasi, in den Kirchen selbst inoffizielle Mitarbeiter anzuwerben beziehungsweise dort zu platzieren, unter ihnen einflussreiche Mitglieder von Gemeindekirchenräten und Synoden. 

Auch das galt nicht nur für kirchlich aktive Personen, sondern für alle aktiven Personen, die dem Staat suspekt waren. Hier handelte es sich nicht um spezielle Christenverfolgung, sondern um die in der DDR üblichen Mechanismen. Das normale, angepasste Kirchenmitglied oder der Durchschnittspfarrer hatte eher nichts zu fürchten. 

- Wie alle anderen Zeitungen unterlagen auch die Kirchenzeitungen der Zensur. Sie konnten nur abonniert werden. Ein öffentlicher Verkauf von Kirchenzeitungen an Postzeitungskiosken erfolgte in der DDR nicht. 

Ganz richtig: Genau wie alle anderen Zeitungen. 

- Die Kirchen wurden gedrängt, sich ausschließlich religiösen Themen zuzuwenden.


Sehr vernünftig, oder?

Auch Kirchentage gab es in der DDR, allerdings nicht zentral, sondern auf Bezirksebene. Den einzigen Katholikentag nannten die Katholiken aus Rücksicht auf die SED lieber nicht so, aber es gab ihn.
Ob diese Tage auch vom Staat bezuschusst wurden, weiß ich nicht.

Heute ist das eindeutig. Selbst die mehr als klamme Stadt Leipzig hat trotz allen Protestes aus der Bevölkerung beschlossen, den Katholikentag 2016 mit 1 Million Euro zu unterstützen. Begründung des Oberbürgermeisters: "
Es wäre die falsche Botschaft, wenn wir einer religiösen Minderheit gegenüber treten und ihr unsere Unterstützung versagen würden. Nicht Übermut hat hier seinen Platz, Großmut ist gefragt"

Und hier, liebe Schwestern und Brüder, liegt unsere Chance. Auch wir sind eine Minderheit und können also auf volles Verständnis hoffen. Tragen auch wir unseren Kirchentag, und zwar gleich den 2015, in Leipzig aus.

Ich habe jedenfalls schon einmal einen Brief an das Stadtoberhaupt vorbereitet. Den werde ich erst nächste Woche abschicken, weil ich vermute, der eine oder die andere von euch hat da noch Ideen, wie wir unseren Antrag weiter begründen können. Dann geht er auf die Reise und ich werde ganz ernsthaft nachstoßen, falls keine oder eine unbefriedigende Antwort kommt. 



Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Jung,

voller Freude haben wir wahrgenommen, wie vorbildlich Sie sich für die Förderung von Minderheiten einsetzen und die kommunale Mitfinanzierung des Katholikentages durchgesetzt haben.

Wir haben deshalb unseren Kirchentag 2015 ebenfalls nach Leipzig gelegt. Weil auch wir noch eine Minderheit darstellen, haben wir keine Zweifel, ebenfalls Ihre Unterstützung zu erhalten. Auch deshalb nicht, weil wir, bescheiden und entsprechend unserer Anhängerzahl, nur 1000,- Euro beantragen.
Bewusst verzichten wir also auf die Argumentation, dass kleinere Minderheiten größerer Unterstützung bedürfen.

Außerdem versichern wir, keine pauschale Verpflegung anzubieten und kein Massenquartier zu nutzen, so dass diese Summe in vollem Umfang wieder dem Leipziger Kleingewerbe zu Gute kommt und entsprechend auch als indirekte Wirtschaftsförderung verstanden werden kann.

Sollte dieser Antrag nicht formgerecht sein, sind wir gern bereit, ihn in ähnlicher Weise einzubringen, wie es bei dem zum Katholikentag geschehen ist. Bitte teilen Sie uns in dem Fall mit, wie genau der ausgesehen hat.

Minderheiten brauchen, wie Sie richtig erkannt haben, nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch gesellschaftliche Anerkennung und Förderung. Deshalb bitten wir Sie schon jetzt, die Eröffnungsrede unseres Pastafaritages 2015 zu halten.

In Vorfreude auf unser persönliches Kennenlernen

Rüdiger Weida
Vorsitzender der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland
Gemeinnützige Körperschaft

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